Was ist ein Alefanz?

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Was ein Alefanz wirklich ist lässt sich nicht ganz einfach sagen. Bruno Epple, Walter Fröhlich und viele andere haben auf ihre Weise versucht diesem Begriff auf die Schliche zu kommen. Das Wort Eigensinn bringt es vielleicht auf den Punkt, aber lesen Sie selbst:

Was ist ein Alefanz?

Alefanzin schönes Wort der alemannischen Sprache. Es bedeutet soviel wie eigensinnig, ein klein wenig widerborstig, ein bisschen dagegen seiend, aber im Grunde nicht bösartig. Wenn das Rindvieh nicht in den Stall will, wenn die Kuh „ schwanzet“ , wenn sie genau weiß, dass es ihr im Stall am wohlsten ergeht und sie dort nur fressen und saufen muss, sie aber so tut, als wolle sie nicht hinein, dann ist sie alefänzig. Wenn der Bursch ganz genau weiß, dass sein Schätzle geküsst sein möchte, sie aber so tut, als fände sie keinen Gefallen an derlei Beschäftigung, so ist das Mädele alefänzig. Wenn der Vereinsvorstand – oder der Narrenrat – wieder neu gewählt wird, sich keine Dümmeren finden, er aber so tut,  als sei er amtsmüde – und sie sind alle fast jedes Jahr erneut amtsmüde – er also so macht oder  „markiert“, als wolle er nicht mehr, im Grunde seines Herzens aber saumäßig böse wäre, wenn er nicht mehr gewählt werden würde, und man ihn von allen Seiten her nötigt: „ Mensch Karle, mach doch nomol ä Jährle“, so tut er alefänzig. Alefänzig ist auch der Vater, der selbst noch mit fünfundsiebzig Jahren meint, er könne dem Sohn sein Geschäft jetzt noch nicht anvertrauen. Alefänzig sind Fasnachtmacher, die nicht begreifen, dass ihre Zeit allmählich abgelaufen ist, weil sie sich immer noch für irrsinnig witzig und unentbehrlich halten, obgleich genügend jüngere Talente nachdrängen. Alefänzig sind uralte Vereine, die jüngere Vereine nicht anerkennen wollen, weil sie auf eine Tradition pochen, für die sie nichts können, weil sie nämlich von ihren Urgroßvätern ausgeht, und alefänzig sind Leute, die das Lachen unterdrücken, obgleich ihnen zum Lachen ist, insbesondere an der Fasnacht.

Alefänzig sind jene Einheimischen, die den echten Gefühlsausbruch einer Rheinländerin oder Hamburgerin nicht begreifen, die nicht verstehen wollen, dass jene plötzlich „Narri Narro“ schreit, wenn der Fasnachtsumzug kommt. Oh doch, es gibt Schwaben und Alemannen in Hülle und Fülle, die sich auf ihre bodenständige Reinrassigkeit nicht nur etwas, sondern eine ganze Stange einbilden. Die sagen denn, „wa hot etz die bled Kueh of omol, i glaub, die spinnt.“ Übersetzt heißt das, was hat jetzt die dumme Kuh auf einmal, ich glaube, die ist nicht ganz recht im Kopf. Übrigens auch so ein Fall, wenn der sogenannte „Preuß“, und beim Schwaben und beim Alemannen sind so ziemlich alle jene Preußen, die Schriftdeutsch sprechen, weil sie der Mundart nicht mächtig sind (im Gegensatz zu jenen gehobenen schwäbisch-alemannischen Ehepaaren, die ihren Kindern die Mundart verbieten!) urplötzlich an der Fasnacht zeigt, dass ihn die schiere  Lust am Mitmachen packt, wenn er gar auf der Straße anfangen will zu schunkeln, wenn die Musik spielt, dann wird der brauchtumsgeschwängerte Alemanne alefänzig. Natürlich meint er es nicht so bös. Vielleicht ist er im Unterbewusstsein sogar etwas neidisch, weil es ihn noch nicht, oder überhaupt nicht „juckt“. Wie aber kommt ein Reingeschmeckter, Zugereister oder Hergeloffener überhaupt dazu, es sich jucken zu lassen, plötzlich auch „hoorig“ oder narrisch oder närrisch zu sein? Wenn es jemand juckt, dann hat es den Einheimischen zu jucken, aber nicht den Preußen!

Ganz alefänzig wird der Einheimische, wenn er ein Preußenweib geheiratet hat, die von der Fasnacht plötzlich angesteckt ist, die das herrlich findet, weil es das daheim nicht gab, der schwäbisch-alemannische Gatte aber keine Lust zur Fasnacht verspürt. Dann kann es ihm passieren, dass die Frau Gemahlin alleine auf die Fasnacht geht, es sei denn, der Kerle, Karle, Fridolin, Gottlieb oder Sepp überwände seinen Alefanz und ginge am Ende doch noch mit, und wenn es auch nur aus Eifersucht wäre.  Wer jetzt noch nicht begreifen will, was alefänzig ist, oder wer alefänzig ist, der ist in Dreiteufelsnamen ein sturer Bock, der längst begriffen hat, aber nicht will –  der ist alefänzig.

Walter Fröhlich (WAFRÖ)

 

Eine andere Alefanz-Beschreibung von Dr. Franz Götz:

Ein Alefanz sich nicht geniert,
er irritiert und kollidiert,
er kritisiert und opponiert,
doch was ganz selten ihm passiert,
Dass er um Mäuler Honig schmiert!

Wer immer nur in Hintern schlupft
und and’re nicht auch manchmal stupft,
tut nichts zur menschlichen Erbauung,
erschwert vielmehr nur die Verdauung!

So fördert also, notabende,
der Alefanz die Hygiene,
gehört als wichtige Figur
zentral zur menschlichen Kultur
und zeigt vor allem jederzeit
eine besond’re Eigenheit!

Preisträger seit 1977 >>

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